Figoni et Falaschi
Figoni et Falaschi | 1923-56 | Frankreich |
Figoni et Falaschi (gesprochen: 'Falaski') stellten die wohl extrovertiertesten Karosserien her, die je produziert wurden. Hinter dem Unternehmen stand der 1894 in Piacenza geborene Italiener Giuseppe Figoni. Im Alter von drei Jahren zog seine Familie nach Paris. Ab dato wurde Giuseppe "Joseph" genannt. In seiner Wahlheimat begann er im Alter von 14 Jahren eine Lehre als Fahrzeugbauer. Später wurde er Franzose. Zwei Jahre nach seiner Entlassung aus der französischen Armee 1921 gründete er die 'Carrozzeria Figoni', eine Werkstatt für Automobile. Bald reparierte er nicht mehr allein, sondern stellte auch eigene Entwürfe auf Fahrgestelle berühmter Hersteller. Seine Entwürfe galten als extravagant und handwerklich perfekt. Figoni war dabei Pionier in der Benutzung von Modellierlehm. Seine Skulpturen waren Modelle für Detailzeichnungen, nach denen später Holzformen zur Herstellung von Karosserieteilen aus Stahl oder Aluminium gefertigt wurden. Figonis Stil war geprägt von ausladenen, fließenden Formen, geschwungenen Stoßstangen und nicht selten Chromstreifen zur Betonung der Linien. Figoni war eindeutig mehr Künstler als Handwerker. Allgemeine Bekanntheit erlangte Figoni, nachdem er 1932 und 1933 die Karosserien der Alfa Romeos entworfen hatte, die als Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans abgewunken worden waren. 1934 fuhr ein Delahaye 18 CV Superluxe 48 Stunden lang Rekorde auf der Rennstrecke von Montlhéry. Auch dieses Fahrzeug trug ein Maßkleid von Figoni. Der Wagen war der Beginn einer dauerhaften, für beide Seiten profitablen Zusammenarbeit. Auf dem Pariser Autosalon 1934 und 1935 waren jeweils Delahaye zu sehen, die mit schier unglaublichen Formen den Besuchern den Kopf verdrehten: Natürlich ebenfalls von Figoni. Dies veränderte das Image von Delahaye, einer Firma, die bis dato mehrheitlich Feuerlöschfahrzeuge gebaut hatte, nachhaltig. Im Frühjahr 1935 trat dann Ovidio Falaschi in die Carrozzeria Figoni ein. Der ebenfalls aus Italien stammende Falaschi war Geschäftsmann mit Sinn für Geld und schöne Autos. Er sorgte für die finanzielle Unabhängigkeit im neuen Gemeinschaftsunternehemn. Für den Pariser Autosalon 1936 schuf das Team dann ein sensationellenes zweisitziges Cabriolet auf dem Chassis eines Delahaye nach dem Entwurf des Künstlers George "Géo" Ham. Prinz Ali Khan war so beeindruckt, dass er den Wagen vom Stand weg für sagenhafte 150.000,- französische Francs kaufte! 1938 stellten Figoni & Falaschi einen weiteren Meilenstein des Designs vor: Den "Goutte d'or" (Goldtropfen), einen Stromlinienwagen auf Basis des Talbot-Darracq T150. Die überragende Eleganz dieses Wagens kann noch heute nachvollzogen werden. So wurde ein Exemplar des Goutte d'Or von den Besuchern des an schönen Autos wahrlich nicht armen ehemaligen Museums Rosso Bianco in Aschaffenburg zum schönsten Automobil der Ausstellung gewählt. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Markt für Superluxusautos naturgemäß zunächst nahezu tot. Figoni et Falaschi verlegten sich auf kleinere Sportwagen und sogar eine kleine "Serienfertigung". Man baute jetzt Karosserien für den Simca Aronde. Leider beendete Simca die Zusammenarbeit bereits nach 400 gebauten Exemplaren wieder, weil man jetzt eigene Sportwagen baute. Falaschi erkannte die Zeichen der Zeit und verabschiedete sich 1949 aus dem Unternehmen. Figoni erhielt den Betrieb jedoch mit seinem Sohn Claude aufrecht. 1952 merkte die Fachwelt noch einmal auf, als ein von Figoni karossierter Citroen Traction Avant 15 CV ("Le Squale" (Haifisch)) auf dem Pariser Salon einen Preis gewann, doch die Zeit für exklusiven Fahrzeugbau war vorüber, zumal in Frankreich exorbitante Luxussteuern eingeführt wurden, die Delahaye, Talbot-Lago und andere zum Aufgeben zwangen. Bis 1956 waren insgesamt etwa 1500 Fahrzeuge bei Figoni entstanden. |
Internet | ||||
Tuning | ||||
verwandte Links |
Ergänzungen oder Fehler bei den technischen Daten können hier mitgeteilt werden.